Wie sich die Fußball-EM auf die Wirtschaft auswirkt
Als Megaevent gehört die Fußball-EM in diesem Sommer zu den Umsatztreibern für unsere Wirtschaft. Wer kurz- und langfristig am meisten davon profitiert, erfahren Sie im Interview.
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EM-Spezial: Die ESG-Strategie für das Turnier im Check
Die „nachhaltigste Fußball-EM aller Zeiten“ – so lautet das Versprechen der UEFA und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Mit welchen Maßnahmen soll das Ziel erreicht werden? Vor welchen Herausforderungen stehen die Organisatoren? Und wie „grün“ ist die EM tatsächlich? Darüber haben wir mit Prof. Dr. Nadine Pratt, FOM Expertin für Nachhaltigkeit, gesprochen.
Deutschland liegt in der Mitte Europas, die Infrastruktur inklusive der Stadien ist bereits vorhanden – klingt nach guten Voraussetzungen für ein nachhaltiges Turnier, oder?
Grundsätzlich sind das gute Voraussetzungen. Zum Beispiel wurden die Austragungsorte und Spiele in drei geografische Cluster aufgeteilt, um den Reiseaufwand für Fans und Mannschaften zu reduzieren. Die Rechnung ist aber nur teilweise aufgegangen: Viele Teams – darunter auch die deutsche Nationalmannschaft – reisen mitunter mit dem Flugzeug zu Spielen an, was nach einem Bericht des „Spiegels“ neben vielen Kurzstreckenflügen auch schon zu Leerflügen geführt hat. Zudem mussten Stadien und andere Einrichtungen renoviert werden. Dabei wurden zwar Nachhaltigkeitsaspekte wie Energieeffizienz und Wasserverbrauch berücksichtigt. Aber es gibt auch Kritikpunkte: So wurden auf der Berliner Fanmeile vor dem Brandenburger Tor 24.000 Quadratmeter Kunstrasen angesetzt, der nicht nur produziert und verlegt wurde, sondern auch regelmäßig gereinigt werden muss und Mikroplastik in die Umwelt freisetzt.
Umwelt, Soziales und Governance – für die Fußball-EM in Deutschland gibt es eine ESG-Strategie mit zahlreichen Maßnahmen. Welche sind aus Ihrer Sicht am wichtigsten für ein nachhaltiges Turnier?
Die ESG-Strategie für die UEFA EURO 2024 folgt einem Aktionsplan, der unter anderem Themen, Aktivitäten und Ziele beinhaltet. Im Umweltbereich sind etwa intelligente Mobilität, Emissions- und Abfallmanagement von Bedeutung. Soziale Maßnahmen konzentrieren sich auf die Bekämpfung von Diskriminierung, Barrierefreiheit und Solidarität, während im Bereich Governance nachhaltiges Beschaffungswesen, Risikomanagement und Transparenz thematisiert werden. Zentral ist, dass es sich um einen ganzheitlichen Ansatz handelt und dass Leistungskennzahlen zur Messung der Nachhaltigkeit erhoben werden. Trotz dieser Bemühungen bleibt der Umweltbereich bei Großveranstaltungen eine große Herausforderung, mit laut Öko-Institut prognostizierten 490.000 tCO2e für die EM.
In Sachen Umwelt spielt bei mehreren Millionen Fans die Mobilität eine zentrale Rolle. Was bringen da Maßnahmen wie ein vergünstigtes Bahnticket?
Ein Großteil des CO2-Fußabdrucks bei der EM entsteht dem Öko-Institut zufolge im Verkehrsbereich. Mobilitätsmaßnahmen wie ein vergünstigtes Bahnticket in Kombination mit einem integrierten Mobilitätskonzept sind daher zu begrüßen. Wichtig ist jedoch auch, dass Mannschaften und Funktionäre nach Möglichkeit auf die Bahn oder Busse umsteigen – und eben nicht das Flugzeug nutzen. Das würde ein positives Signal setzen.
Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen?
Die Organisatoren der EM stehen vor der Herausforderung, sportliche, gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Aspekte zu vereinen. Neben der Mobilität ist auch das Abfallmanagement ein großes Thema, da nicht alle Fans das deutsche Recyclingsystem kennen. Obwohl die Kreislaufwirtschaft Teil der ESG-Strategie ist, gibt es in den Stadien kaum Mehrweglösungen, was auch von der Deutschen Umwelthilfe kritisiert wird. Zudem werden kurzlebige Einwegprodukte im Merchandising bemängelt. Eine weitere Herausforderung ist, dass nicht alle CO2-Emissionen vermieden werden können. Die UEFA hat zwar einen Kompensationsfonds eingerichtet, der jedoch mit 25 Euro pro Tonne CO2 unter dem CO2-Preis von 45 Euro pro Tonne liegt. Trotzdem ist dies ein Schritt in die richtige Richtung, um Klimaverantwortung zu übernehmen – auch wenn eine Kompensation nur die letzte Option nach einer Vermeidungs- und Reduktionsstrategie sein sollte.
Welche langfristigen und positiven Effekte erhoffen Sie sich von der EM 2024 im Bereich der Nachhaltigkeit?
Trotz der Kritikpunkte ist der ganzheitliche Ansatz der EM zur Nachhaltigkeit sehr zu begrüßen und kann hoffentlich Signalwirkung für andere Großveranstaltungen entfachen. In den EM-Städten und Fanzonen sind eine Vielzahl kleinerer Maßnahmen geplant, die Nachhaltigkeit weiter fördern und das Bewusstsein bei den Menschen für das Thema erhöhen sollen. Die geplante Nachbetrachtung des Turniers kann eine interessante Datenlage liefern, wie die Nachhaltigkeit solcher Großveranstaltungen weiter optimiert werden kann. Zudem wurde bereits ein Leitfaden mit generellen Maßnahmen entwickelt, der auf andere Sportgroßveranstaltungen übertragen werden kann.
Die Fragen stellte Nils Jewko
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