Herr Kling, welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie im Bereich des Zivilschutzes besonders im Kontext aktueller Krisen?
Spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 gewinnt der Zivilschutz wieder mehr an Bedeutung. Dazu muss man wissen, dass Zivilschutz – also der Schutz vor kriegerischen Ereignissen – genauso wie der Katastrophenschutz unter dem Begriff Bevölkerungsschutz zusammengefasst werden. Und darum geht es ja: den Schutz der Bevölkerung zu sichern. Hier steht der Staat vor der Aufgabe, eine pazifistisch geprägte Zivilgesellschaft auf mögliche Gefahren vorzubereiten und zu schützen.
Ihr Buch „Sicher trotz Katastrophe“ betont die Bedeutung der persönlichen Vorbereitung auf Notfälle. Was sind die wichtigsten Maßnahmen, die jeder Bürger treffen sollte?
Das Wichtigste ist meines Erachtens nach die mentale Vorbereitung. Was könnte passieren, was sind die Auswirkungen und wie reagieren ich und meine Angehörigen darauf? Nehmen wir das Beispiel Trinkwasserversorgung. Da ist es egal, ob die Wasserversorgung durch eine Cyberattacke eines fremden Staates oder durch ein Starkregenereignis wie im Ahrtal unterbrochen wurde. Ich muss mir im Vorfeld Gedanken darüber machen, wo ich im Ernstfall das Wasser herbekomme. Und das sind dann nicht nur die circa 2 bis 3 Liter Trinkwasser pro Person und Tag, sondern auch Wasser zum Kochen, Waschen und für die Toilettenspülung.
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Die Anforderungen an Feuerwehren, Rettungswesen und Bevölkerungsschutz steigen. Daher sind Expertinnen und Experten in Gefahrenabwehr und Krisenmanagement sehr gefragt. Der FOM Bachelor-Studiengang „Management in der Gefahrenabwehr“ vermittelt das nötige Wissen, um Einsätze wissenschaftlich fundiert zu planen.
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Wie bewerten Sie die aktuelle Vorbereitung auf mögliche Katastrophenfälle? Wo sehen Sie Nachholbedarf?
Als größte Herausforderung für das Bevölkerungsschutzsystem sehe ich den notwendigen Wandel in der Katastrophenbewältigung von kleinen, singulären Ereignissen hin zur Bewältigung von großflächigen, komplexen und langandauernden Lagen, wie sie zum Beispiel im Zivilschutzfall viel wahrscheinlicher sind. Und das betrifft ja auch die Bevölkerung. Je großflächiger eine Katastrophe ist und je länger sie andauert, umso größer ist auch der Hilfebedarf der Bevölkerung. Daher wird Selbst- und Nachbarschaftshilfe umso wichtiger, bis staatliche Hilfsmaßnahmen greifen.
Wie kann der FOM Bachelor-Studiengang „Management in der Gefahrenabwehr“ dazu beitragen, Fachkräfte optimal auf die zukünftigen Anforderungen im Bevölkerungsschutz vorzubereiten?
Bevölkerungsschutz ist in vielen Modulen integraler Bestandteil des Studiengangs. Daher ist der Studiengang im Ganzen sowie die damit verbundene Akademisierung im Bevölkerungsschutz eine gute Vorbereitung auf mögliche Großschadensereignisse oder Naturkatastrophen. Der angesprochene notwendige Wandel kann so am besten bewerkstelligt werden. Auch der Austausch der Studierenden untereinander, die aus den verschiedenen Bereichen wie Rettungsdienst, Feuerwehr und Behörden kommen, trägt dazu bei.
Die Fragen stellte David Knapp