Interview_Prof.Chulpsa

Wer sich über sein Netzwerk sichtbar macht, steigt in der Gunst der Arbeitgeber (Foto: Maxim - stock.adobe.com)

5 Fragen an FOM Prof. Dr. Christian Chlupsa

Personal Branding auf LinkedIn

Sich ein professionelles Netzwerk auf LinkedIn aufzubauen, das empfiehlt Prof. Dr. Christian Chlupsa aus München für den beruflichen Erfolg. Denn laut dem FOM Experten für Marketing werden aktuell in Deutschland rund 30 Prozent aller Jobs nur über persönliche Kontakte vergeben – ohne Ausschreibung. Wir haben mit ihm über das Zauberwort Personal Branding gesprochen. 

Sich selbst als Personal Brand, also als Personenmarke aufzubauen – worauf kommt es dabei an?

Prof. Chlupsa: Um im beruflichen Kontext erfolgreich zu sein, muss ich mein Können auch ausstrahlen. Das bedeutet: Ich muss gezielt an meinem Image und meiner Außendarstellung feilen – und genau dafür ist das Business-Netzwerk LinkedIn die perfekte Plattform. Dazu muss ich mir zuerst überlegen, wie ich mich präsentieren will und wofür ich stehen möchte. Bei jedem LinkedIn-Post gilt es auf drei Punkte zu achten: Authentizität – stehe ich dahinter? Mehrwert –bringt es dem User etwas? Und Storytelling – handelt es sich um eine zielgerichtete Botschaft? Diese Aspekte zählen auch zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren von Influencern.

Was und worüber poste ich am besten?
Prof. Chlupsa:
Über meinen Markenkern. Also Themen, in denen ich mich auskenne, in denen ich gut bin, die ich gerne mache und die zu mir passen. Sei es aus dem Job oder aus Interesse. Das kann auch mal Entertainment sein – Achtung, dabei aber nicht in die Instagram-Falle tappen! –, doch der Fokus sollte auf gutem Content liegen. Generell ist bei politischen Diskussionen sowie in puncto Freizügigkeit (Beispiel Strandfotos) Zurückhaltung angesagt. Denn damit kann ich meine Marke schnell ramponieren. Die bekannte Influencerin und Microsoft-Managerin Annahita Esmailzadeh drückt das so aus: „LinkedIn ist nicht Instagram — teile gerne persönliche, aber keine privaten Inhalte.“ Ich kann zudem nur empfehlen, jeden Beitrag vor dem Veröffentlichen noch einmal durchzulesen. Denn wenn ich einen Post mit fünf Tippfehlern rausjage, bekomme ich diesen ganz schnell um die Ohren gehauen.

Wie sieht es mit Kommentieren und Teilen aus?
Prof. Chlupsa:
Das eignet sich perfekt als Einstieg, wenn ich selbst noch nichts gepostet habe. Aber auch dabei gilt: Nur kommentieren, wenn ich bei dem Thema selbst Fachfrau oder Fachmann bin, ernsthaftes Interesse habe oder mich gut auskenne. Wenn ich mir ein Netzwerk aufgebaut habe, dann sollte ich prinzipiell kommentieren und teilen.


Zur Person

Prof. Dr. Christian Chlupsa lehrt seit 2014 am FOM Hochschulzentrum München Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing. Außerdem forscht er am ifgs Institut für Gesundheit & Soziales sowie am mile Institute for Mobility, Infrastructure, Logistics & Energy aktiv. Eines seiner Spezialgebiete ist Brand Marketing, worüber er auch diverse Bücher publizierte. Neben seiner Professur an der FOM berät Prof. Chlupsa mit seinem Institut BRANDING CODE® renommierte Unternehmen zum Thema Marketing und implizite Kommunikation. 




Wie viel Zeit muss ich für mein Personal Branding einplanen?
Prof. Chlupsa:
Wer das nebenbei macht, ist für den Einstieg mit drei Posts pro Woche ganz gut beraten, sofern es etwas Spannendes zu posten gibt. Diese moderne Art der Netzwerkpflege ist im Vergleich zu früher, wo man auf Veranstaltungen und Business-Lunches ging, deutlich bequemer und weniger zeitaufwändig. Dennoch sind meiner Erfahrung nach erst gut 30 Prozent meiner Studierenden auf LinkedIn aktiv.

Welche Vorteile kann ich mir davon versprechen?
Prof. Chlupsa:
Wer sich über sein eigenes Netzwerk sichtbar macht, steigt in der Gunst der Arbeitgeber. Das ist vergleichbar mit Zeitungen, die nach Auflagen bemessen werden. Denn Firmen kaufen heute immer das Netzwerk mit. Während erfolgreichen Influencern auf Instagram mehr als eine halbe Million Menschen folgen, sind 10.000 Follower auf LinkedIn schon wie ein Ritterschlag. Denn es bedeutet, die Hürde vom Nano- zum Micro-Influencer passiert zu haben. Aus der Tatsache, dass ich auf jeden direkt zugehen kann, ergeben sich auch viele interessante und persönliche Kontakte. Studierende können wertvolle Verbindungen in die Wirtschaft knüpfen. In den Bereichen Wissenschaft und Forschung lassen sich rasch Experten finden und befragen.

Die Fragen stellte Michaela Strassmair

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