Krankenhaus Zukunft KI

Science-Fiction oder Krankenhaus der Zukunft? Prof. Dr. David Matusiewicz ordnet die neuesten Entwicklungen von KI in der Medizin ein. (Bild: ChatGPT/OpenAI)

Interview: Prof. Dr. David Matusiewicz zu KI in der Gesundheitsbranche

„KI hat das Potenzial, die Gesundheitsbranche grundlegend zu transformieren“

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Gesundheitsbranche rasant. Welche Fortschritte wurden gemacht? Welche Herausforderungen bleiben? Und wie sieht die Zukunft aus? Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan des Hochschulbereichs Gesundheit & Soziales an der FOM Hochschule, gibt im Interview Einblicke in die neuesten Entwicklungen und deren Auswirkungen. 

Herr Professor Matusiewicz, wir trafen uns bereits vor knapp einem Jahr zu einem Interview zum Thema KI in der Medizin. Welche neuen Anwendungen und Fortschritte in der KI sehen Sie aktuell in der Gesundheitsbranche?

Professor Matusiewicz: In den letzten Monaten haben wir signifikante Fortschritte in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsbranche gesehen. Besonders bemerkenswert sind die Entwicklungen in der Bildgebung und Diagnostik, wo KI-Systeme zunehmend präzisere Analysen ermöglichen. Beispielsweise erkennen Algorithmen jetzt noch schneller und zuverlässiger Anomalien in MRT- und CT-Bildern. Ein weiterer Fortschritt ist die personalisierte Medizin, wo KI dabei hilft, Behandlungspläne individuell auf Basis genetischer und klinischer Daten zu erstellen.

Wie sehen Sie die Rolle der KI in der mentalen Gesundheitsversorgung angesichts der steigenden psychischen Belastungen in der Gesellschaft?
KI zeigt enormes Potenzial in der mentalen Gesundheitsversorgung. Aktuelle KI-basierte Anwendungen wie Chatbots und virtuelle Therapeuten bieten rund um die Uhr Unterstützung und erkennen frühzeitig Anzeichen von psychischen Erkrankungen. Apps können beispielsweise emotionale Unterstützung bieten und sich ständig verbessern. Diese Tools helfen Therapeuten, Muster in Patientendaten zu erkennen und personalisierte Therapieansätze zu entwickeln.


Wie weit sind wir davon entfernt, dass KI-gestützte Systeme ein fester Bestandteil des medizinischen Alltags werden? Welche Schritte sind nötig, um diese Integration zu erleichtern?
Wir stehen kurz vor einem Punkt, an dem KI-gestützte Systeme in vielen Bereichen zum Standard werden könnten. Allerdings sind noch einige Schritte notwendig, um dies zu erreichen. Dazu gehören Investitionen in die technische Infrastruktur sowie umfassende Schulungs- und Weiterbildungsprogramme für medizinisches Personal. Wichtig ist auch die Entwicklung von Interoperabilitätsstandards, um den reibungslosen Datenaustausch zwischen verschiedenen Systemen zu gewährleisten.


Zur Person

Dr. David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule und seit 2015 als Dekan für den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales verantwortlich sowie Direktor des Forschungsinstituts für Gesundheit & Soziales (ifgs). Er ist Gründer und CEO der DXM Group, Gründungsmitglied des CIBE, und eine der bekanntesten Stimmen der Digitalen Gesundheit in Deutschland, tätig als Keynote Speaker, Moderator, Autor und Herausgeber.

 

Bei LinkedIn folgen


Datenschutz bleibt ein kritisches Thema. Wie hat sich der Umgang mit Datenschutzanforderungen bei der Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen verändert? Gibt es neue Ansätze oder Technologien, die den Datenschutz verbessern?
Datenschutz ist nach wie vor ein zentrales Thema. In den letzten Jahren wurden jedoch erhebliche Fortschritte gemacht. Neue Technologien wie Differential Privacy und Federated Learning tragen dazu bei, dass sensible Patientendaten besser geschützt werden. Diese Technologien ermöglichen es, KI-Modelle zu trainieren, ohne dass persönliche Daten direkt preisgegeben werden. So wird das Risiko von Datenlecks minimiert und der Datenschutz gestärkt.


Welche Maßnahmen sind notwendig, um das Vertrauen der Patienten in KI-gestützte medizinische Anwendungen zu stärken?
Um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen, sind Transparenz und Aufklärung entscheidend. Es ist wichtig, dass Patienten verstehen, wie KI funktioniert und welche Vorteile sie bietet. Informationskampagnen und Schulungsprogramme können hierbei helfen. Für ältere und weniger technikaffine Menschen sollten benutzerfreundliche und intuitive Schnittstellen entwickelt werden. Darüber hinaus sollten persönliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen, um bei Fragen und Unsicherheiten zu unterstützen. So können wir sicherstellen, dass alle Bevölkerungsgruppen von den Vorteilen der KI profitieren.

Interview: FOM Redaktion

 

 

Lesen Sie auch

Pflegedirektor Michele Tarquinio, Klinikum Darmstadt

Über die Akademisierung der Pflege

Pflegedirektor Michele Tarquinio spricht im Interview über Future Skills in der Pflege und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Mehr Infos
FOM Professor Dr. David Matusiewicz

Wenn Roboter zu Ärzten werden

Welche Auswirkungen hat die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) auf die Gesundheitsbranche? Prof. Dr. David Matusiewicz ordnet die Einflüsse und Entwicklungen der KI im Interview ein.

Mehr Infos
Dr. Jörg Pscherer

Wie wir Resilienz und Motivation im Job erlangen

Mit welchen Ansätzen und Einstellungen lässt sich beruflicher Erfolg verwirklichen? FOM Professor Dr. Jörg Pscherer gibt im Interview Antworten.

Mehr Infos