Was hat Sie dazu inspiriert, „Der Kühlschrank, der dich auf Diät setzt“ zu schreiben? Und wie kamen Sie auf die Idee, Haushaltsgeräte als Protagonisten einzusetzen?
Prof. Dr. David Matusiewicz: Die Geschichte hinter der Geschichte ist, dass wir bereits vor mehr als einem Jahr ein Buch fertiggestellt hatten, das aufgrund einer Verlagsinsolvenz nicht veröffentlicht werden konnte. In jenem Buch gab es eine Szene mit einem emphatischen Kühlschrank. Wir haben das Inhaltskonzept anschließend – auch aufgrund der Schnelllebigkeit von KI-Themen – überarbeitet, es wurde unter dem Titel „Künstliche Empathie – wenn Maschinen Gefühle zeigen“ im Murmann-Verlag veröffentlicht. Parallel dazu fand wiederum der Forward-Verlag die Kühlschrank-Szene aus der Ursprungsidee so spannend, dass wir darauf aufbauend ein komplett neues Buch entwickelt haben.
Prof. Dr. Jochen A. Werner: …Und dabei herausgekommen ist „Der Kühlschrank, der dich auf Diät setzt“. Unser Buch zeigt schon heute reale Anwendungen von Künstlicher Intelligenz und Empathie in Gerätschaften innerhalb und außerhalb des Hauses – ergänzt um futuristische Ideen. Unser Ziel war es, den Text so zu verfassen, dass er leicht konsumierbar ist.
In Ihrem Buch wirken KI-Systeme menschlich. Glauben Sie, dass wir in Zukunft emotionale Beziehungen zu KI-Anwendungen aufbauen werden – und wenn ja, was bedeutet das für unser soziales Miteinander?
Prof. Matusiewicz: Ja, das lässt sich heute durch verschiedene Studien belegen. Und zwar gehen wir so weit, dass wir sagen, dass Digitalisierung die soziale Teilhabe durch eine bessere Kommunikation sogar erhöhen kann. Denn dort, wo heute Einsamkeit ist, da ist die Maschine eine „second best“-Lösung. Human first, digital second. Und manchmal hilft es eben, wenn der smarte Lautsprecher wenigstens so tut, als würde er einem zuhören – ganz im Gegensatz zu manch echtem Mitbewohner.
Haben Sie selbst schon Situationen erlebt, in denen Sie sich gewünscht haben, dass Ihre Geräte schlauer wären?
Prof. Matusiewicz: Ja, ständig! Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass ich mit meiner Küchenmaschine sprechen kann – ich also in Zukunft noch weniger Knöpfe drücken muss, wenn diese in der neuen Version mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet ist. Für mich ist es auf jeden Fall ein interessanter Gedanke, wenn Haushaltsgeräte mit mir in den Dialog treten würden.
Prof. Werner: Das sehe ich auch so – wie schön wäre es, sich mit seinen Geräten unterhalten zu können? Den Hausroboter zu bitten, den Tisch abzuräumen, die Spülmaschine zu bestücken und den Müll wegzubringen – der zuvor natürlich sortiert wurde? Schon heute gibt es intelligente Kühlschränke im Handel. Der Kühlschrank „Kühlbert“ aus unserem Buch ist die nächste Entwicklungsstufe, eine Art Gesundheitszentrale im Haushalt mit Vernetzung zu Sensorik und anderen Maschinen. Was wir uns heute wünschen, das ist übermorgen auf dem Markt. Wir bereiten die Leser darauf vor, machen sie neugierig und regen zum Nachdenken an.
Sie sprechen im Buch auch humorvoll über Fehlfunktionen der Geräte. Was sagen solche Szenarien über die Herausforderungen bei der Entwicklung zuverlässiger KI-Systeme aus?
Prof. Werner: Jede Software und Hardware hat ihre sogenannten Kinderkrankheiten. Und so haben natürlich auch unsere Roboter im Buch ihre Eigenheiten, die sie etwas sympathisch und menschlich machen. Denn auch der Mensch macht Fehler. Pannen zeigen uns nicht nur die Grenzen heutiger Technik – sie erinnern uns auch daran, dass Künstliche Intelligenz noch mitten in der Pubertät steckt. Sie ist manchmal brillant, manchmal bockig, hat aber immer Entwicklungspotenzial.
Welche Botschaft möchten Sie den Lesern mit auf den Weg geben, wenn es um den Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Alltag geht?
Prof. Werner: KI ist kein Zauberwerk, sondern ein Werkzeug. Wer versteht, wie es funktioniert, kann es selbstbestimmt und kreativ für sich nutzen – und bleibt auch in Zukunft handlungsfähig.
Prof. Matusiewicz: Kurzum: Tech for Good – ausprobieren, Erfahrungen machen und „voranscheitern“!
Die Fragen stellte Sissy Niemann.
Das könnte Sie interessieren
"Die FOM zählt zu den weltweit führenden Hochschulen in der KI-Forschung"
Prof. Dr. Rüdiger Buchkremer treibt die Forschung an der FOM Hochschule rund um Künstliche Intelligenz (KI) voran. Im Interview gibt er Einblicke in Forschungsergebnisse und erläutert, wie Studierende an der FOM mit KI arbeiten.
Online-Magazin
ChatGPT: vom persönlichen Tutor bis zum Studienplaner
ChatGPT kann Texte verstehen, generieren und in natürlicher Sprache kommunizieren. Studierende können diese Skills nutzen: Wir zeigen Ihnen mit praktischen Tipps, wie Sie ChatGPT zu einem effizienten Helfer machen.
Mehr InfosArbeitslosigkeit durch KI?
Bedroht KI wirklich unsere Arbeitsplätze? FOM Professor Dr. Dirk Stein, Ökonom und Experte für Digital Business, gibt im Interview eine Einschätzung zur aktuellen Entwicklung.
Mehr Infos