Nicht alle Menschen haben gleichermaßen Zugang zu finanzieller Bildung. (Foto: Thawatchai - stock.adobe.com)
Interview: Schlüsselkompetenz Financial Literacy
„Finanzbildung muss alle Menschen erreichen“
Ob Sparen, Budgetierung oder Altersvorsorge: Wer sich mit Finanzen auskennt, trifft bessere Entscheidungen – doch nicht jeder hat Zugang zu diesem Wissen. Im Rahmen des Forschungsprojekts FLIP („Financial Literacy International Program“) hat Prof. Dr. Alexander Zureck mit internationalen Partnern und Studierenden eine Lernplattform entwickelt, die sozial, ökonomisch oder anderweitig benachteiligte Menschen erreicht. Im Interview erklärt der FOM Finanzexperte, warum klassische Finanzbildung oft an der Lebensrealität vieler Menschen vorbeigeht – und wie Initiativen wie FLIP und die Global Money Week das Bewusstsein für Finanzkompetenz stärken.
Herr Professor Zureck, mit dem FLIP-Projekt, das unter anderem durch das EU-Programm Erasmus+ gefördert wurde, haben Sie sich intensiv für Finanzbildung eingesetzt. Um was genau ging es dabei?
Prof. Dr. Alexander Zureck: FLIP ist ein internationales Kooperationsprojekt, an dem neben der FOM Hochschule auch die Masaryk University in Tschechien und die Wirtschaftsuniversität Wien beteiligt waren. Unser Ziel war es, finanzielle Bildung zugänglicher zu machen, insbesondere für sozial, ökonomisch oder anderweitig benachteiligte Gruppen. In diesem Zuge ist eine dreisprachige Online-Plattform entstanden, die kostenlose Finanzkurse zu Themen wie Finanzplanung, Budgetierung, Altersvorsorge und Schuldenmanagement bietet. Zusätzlich gibt es dort Einblicke in unsere Studienergebnisse. Eine zentrale Erkenntnis aus dem Projekt ist, dass Finanzbildung nicht nur theoretisches Wissen vermitteln sollte – sondern vor allem lebensnahe Lösungen für konkrete Herausforderungen bieten muss.
Die Forschungsergebnisse von FLIP sind in das Modul „Financial Literacy“ im FOM Bachelor-Studiengang „Finance & Banking“ eingeflossen. Was genau vermitteln die Vorlesungen in diesem Modul?
Prof. Zureck: Ein Großteil der Studierenden im FOM Bachelor-Studiengang „Finance & Banking“ arbeitet in Banken oder Finanzabteilungen. Das Modul „Financial Literacy“ gibt ihnen die notwendigen Kompetenzen an die Hand, um individuelle Lebensrealitäten besser zu verstehen und gezielte Lösungen zu entwickeln. Wir haben dazu ein innovatives Lehrkonzept entwickelt, und zwar verbinden wir klassische Finanzthemen mit sozialen Fragestellungen. Die Studierenden beschäftigen sich mit finanziellen Herausforderungen von Menschen, die oft wenig Zugang zu Finanzwissen haben. Dazu gehören zum Beispiel Personen mit unregelmäßigem Einkommen, Migrationshintergrund oder Alleinerziehende. Wer sich beruflich mit Finanzthemen beschäftigt, muss bedenken, dass sich nicht jeder mit klassischen Produkten wie einem Wertpapierdepot auseinandersetzt. Oft stehen andere Fragen im Vordergrund: Wie kann ich trotz geringem Einkommen sparen? Wie vermeide ich Schuldenfallen? Im Modul lernen unsere Studierenden, solche Themen in ihre berufliche Praxis zu integrieren.
Am 17. März startet die Global Money Week Germany 2025. Sie sind nicht nur als Experte beim Eröffnungsevent in den FOM TV-Studios dabei, sondern veranstalten auch einen Talk am FOM Hochschulzentrum Düsseldorf. Worum geht es dabei?
Prof. Zureck: Am 21. März diskutiere ich mit Prof. Dr. Svenja Weitzig, Expertin für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, wie beim Thema Finanzbildung Wirtschaft und Soziale Arbeit zusammengedacht werden müssen. Denn während BWL-Studierende den Umgang mit Budgets und Investitionen erlernen, beleuchtet die Soziale Arbeit die Auswirkungen finanzieller Fehlentscheidungen auf das Leben von Einzelpersonen und Familien. Wir sprechen unter anderem darüber, wie sich Geldsorgen auf Arbeitsleistung und Gesundheit auswirken, wie Führungskräfte Finanzbildung in Unternehmen fördern können und was die Wirtschaft aus der Sozialarbeit lernen kann. Die Veranstaltung findet im Rahmen meiner Vorlesung „Finanzierung & Investition“ statt – alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Wie können Initiativen und Projekte wie FLIP oder die Global Money Week dazu beitragen, die Finanzbildung in unserer Gesellschaft grundsätzlich zu verbessern?
Prof. Zureck: Der Schlüssel ist meiner Meinung nach ein niederschwelliger Zugang – Finanzbildung muss alle Menschen erreichen. Mit FLIP haben wir eine Online-Plattform geschaffen, die Finanzwissen in einfacher Sprache vermittelt, kostenlos und für jeden zugänglich. Genau hier setzt auch die Global Money Week an: Sie sensibilisiert für das Thema, schafft Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Und macht Finanzbildung greifbar – durch praxisnahe Veranstaltungen, Experten-Talks und interaktive Formate.
Das Interview führte Sissy Niemann.
FOM Aktionen im Rahmen der Global Money Week 2025
Eröffnungsevent der Global Money Week Germany 2025 Am 17. März 2025 um 14 Uhr eröffnet das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland in Kooperation mit der FOM Hochschule die Global Money Week Germany 2025. Das Event im Virtual Classroom in den FOM TV-Studios wird live auf YouTube übertragen. Hier mehr erfahren!
Finanzen, Gesundheit & Führung: Wenn Wirtschaft auf Soziale Arbeit trifft Wie beeinflussen finanzielle Unsicherheit und Geldsorgen die Gesundheit und Arbeitsleistung? Welche Verantwortung haben Unternehmen und Führungskräfte? Und was kann die Wirtschaft von der Sozialarbeit lernen? In einem interdisziplinären Talk treffen Perspektiven aus Finanzwesen und Sozialer Arbeit aufeinander.
Freitag, 21. März 2025, 10 bis 11 Uhr
FOM Hochschulzentrum Düsseldorf, Toulouser Allee 53, 40476 Düsseldorf
Prof. Dr. Alexander Zureck ist Professor für Finance & Banking an der FOM in Düsseldorf. Vor seiner Professur sammelte er umfassende Erfahrungen in der Marktforschung, im Finanzwesen sowie in der Unternehmensberatung. Neben seiner Lehrtätigkeit ist er Wissenschaftlicher Koordinator des isf Institute for Strategic Finance, Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte (BDVB) und engagiert sich als Mitglied im Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB) für die Förderung der finanziellen Bildung.
Hohe Zinsen, Lieferengpässe – Platzt der Traum vom Eigenheim?
Die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser in Deutschland sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Prof. Dr. Rojahn, Experte für Asset Management, blickt auf die aktuelle Situation der Branche.