Warum ist finanzielle Bildung für junge Menschen so wichtig?
Jacob Risse: Unsere Welt wird jeden Tag komplexer. Irgendwo zwischen großen Chancen – zum Beispiel dem Vermögensaufbau per Smartphone – und Herausforderungen wie der eigenen Lebensführung in Zeiten hoher Preisinstabilität stehen wir täglich vor Situationen, die finanzielle Entscheidungskompetenz erfordern. Finanzbildung in jungen Jahren ermöglicht es, früh ein Bewusstsein für den Einfluss von Geld auf das eigene Leben zu entwickeln – ein Wissen, das hilft, finanzielle Fallstricke zu vermeiden und Chancen gezielt zu nutzen.
Lisa Osada: Geld betrifft uns alle, egal ob bei der ersten Wohnung, dem Traum vom Reisen oder dem langfristigen Vermögensaufbau. Wer früh versteht, wie Geld funktioniert, kann bessere Entscheidungen treffen. In einer Zeit, wo wir mit wenigen Klicks investieren oder Kredite aufnehmen können, ist dieses Wissen wichtiger denn je. Finanzbildung bedeutet nicht, jedes Detail der Börse zu kennen, sondern die eigenen Finanzen bewusst zu steuern. Ich wünsche mir, dass junge Menschen erkennen: Sich mit Geld zu beschäftigen, ist eine echte Chance, die eigenen Träume aktiv anzugehen. Und das Thema kann Spaß machen!
Was sind denn die größten Herausforderungen für junge Menschen in Bezug auf Finanzen?
Jacob Risse: Das deutsche Rentensystem bleibt zweifellos die größte Herausforderung für die Generationen Y bis Alpha. Doch das ist längst nicht alles. Junge Menschen bewegen sich täglich in einer digitalen Welt, die zu einem erheblichen Teil aus Werbung besteht. Das Smartphone hat sich in eine Litfaßsäule verwandelt, die sich 24/7 nur 20 Zentimeter vor unseren Augen dreht. Buy now, pay later, 0%-Finanzierungen und Dispo-Kredite machen sich genau diese Situation zunutze. Viele Finanzfallen sind nur einen Klick entfernt.
Lisa Osada: Finanzielle Bildung wird in der Schule kaum vermittelt, und im Elternhaus ist das Thema oft ebenfalls kein Gesprächsthema. Das kenne ich selbst auch so. Das führt wiederum dazu, dass viele zwar spüren, wie wichtig Geld im Alltag ist, sich aber unsicher fühlen, wenn es um die ersten Schritte geht: Wie erstelle ich ein Budget? Wie lässt sich auch mit kleinem Geld schon früh für später vorsorgen? Diese Orientierungslosigkeit führt oft zu Aufschieberitis. Hier sehe ich die Aufgabe zu zeigen, dass Finanzen keine Raketenwissenschaft sind – und dass bereits kleine Schritte helfen, Stück für Stück eine solide Basis aufzubauen.
Welche Rolle spielt die jährliche Global Money Week dabei?
Jacob Risse: Als internationales Finanz-Großevent bietet die Global Money Week eine Bühne für den wichtigen Themenkomplex der finanziellen und ökonomischen Bildung. Leider ist der praktische Umgang mit Finanzen – also die Fähigkeit, Geld als Werkzeug für ein selbstbestimmtes Leben zu nutzen – nicht allen Menschen gleichermaßen zugänglich. Die Global Money Week soll jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich mithilfe spannender Angebote mit Finanzen auseinanderzusetzen. Als dezentrale Mitmachkampagne laden wir jedes Jahr ganz Deutschland ein, zusammen mit uns die Global Money Week zu feiern. Denn ein Großprojekt wie die Verbesserung der finanziellen Bildung in unserem Land lässt sich nur gemeinsam stemmen.
Was können junge Menschen im Alltag tun, um sich aktiv mit finanziellen Themen auseinanderzusetzen?
Lisa Osada: Es geht nicht darum, jedes Detail der Finanzwelt zu verstehen, sondern die eigenen Finanzen aktiv zu steuern, statt von ihnen gesteuert zu werden. Man muss kein Mathe-Genie sein, um die Finanzen in den Griff zu bekommen. Finanzwissen ist heutzutage überall verfügbar: in Blogs, Podcasts, Büchern und auf Social Media. Wichtig ist, auch selbst aktiv zu werden und nicht nur zu konsumieren. Und dabei auch kritisch zu hinterfragen und nicht blind zu befolgen. Man muss nicht alles perfekt wissen, um zu starten. Aber man muss starten, um besser zu werden.
Ganz konkret: Was sind drei einfache, erste Schritte, um die eigene Finanzkompetenz zu verbessern?
Jacob Risse: Erstens: Sich klar machen, dass Geld eine wichtige Rolle im Leben spielt. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, ist Geld – so verrückt es auch klingen mag – eine der wenigen Konstanten. Zweitens: Feste Zeitfenster in der Woche reservieren, um sich weiterzubilden. Zum Beispiel nachsehen, wie viel Bildschirmzeit letzte Woche auf Instagram verbracht wurde, und davon 10 Prozent nehmen. Genau dieses Zeitkontingent ab der nächsten Woche nutzen, um ein Finanzbuch zu lesen, Finanzblogs durchzuschauen oder YouTube-Videos zu Finanzthemen anzusehen. Drittens: Am Ball bleiben! Finanzen wachsen mit der eigenen Entwicklung. Wer seine Finanzen im Griff hat, fühlt sich besser und macht sich weniger Sorgen um die Zukunft.
Die Fragen stellte Sissy Niemann.